Eine Studie im Rahmen des Diverfarming-Projekts befragte finnische VerbraucherInnen, wie viel sie für Agrarökosystemleistungen und soziokulturelle Effekte der Diversifizierung zahlen würden.

Viele VerbraucherInnen sind bereit, für eine verbesserte Umweltqualität zu zahlen, und so kann der nicht-marktbezogene Wert der Auswirkungen der Nahrungsmittelproduktion auf z.B. Wasserqualität, C-Sequestrierung, Biodiversität, Verschmutzung, Bodenerosion oder Treibhausgasemissionen sogar mit dem Marktwert der landwirtschaftlichen Produktion vergleichbar sein. Das Diverfarming-Projekt klärte auf, wie VerbraucherInnen die durch Diversifizierung ermöglichten Agrarökosystemleistungen bewerten und lieferte Verbraucherperspektiven für die Entwicklung zukünftiger Agrar- und Ernährungspolitiken zur besseren Unterstützung der Anbaudiversifizierung.

Die ForscherInnen quantifizierten die Zahlungsbereitschaft der VerbraucherInnen für die Vorteile einer erhöhten betrieblichen und regionalen Vielfalt von Anbaupraktiken und Fruchtfolgen. Einer repräsentativen Stichprobe von VerbraucherInnen wurden drei Bewertungsszenarien vorgelegt: Das erste konzentrierte sich auf Agrarökosystemleistungen auf Ackerland, das zweite auf breitere soziokulturelle Effekte und das dritte war eine Kombination aus beiden. Insgesamt 600 VerbraucherInnen beantworteten den Fragebogen.

Es wurde festgestellt, dass 79% der Haushalte bereit waren, für die Diversifizierung des Anbaus einen Aufpreis zu zahlen und dass dies einem signifikanten monetären Wert der Ökosystemleistungen entspricht. Der berechnete nicht-marktbezogene Gesamtwert der Anbaudiversifizierung auf Landesebene beträgt 47-95% im Vergleich zu den jährlichen Markterlösen von Getreide und 15-32% im Vergleich zu den gesamten Markterlösen in der Landwirtschaft in Finnland. Die Summe, die die VerbraucherInnen zu zahlen bereit waren, lag im Durchschnitt bei 228 € pro Haushalt und Jahr, was 245 € pro Hektar Anbaufläche entspricht.

b_450_250_16777215_00_images_20210310NotaHeikki.jpgDie relativ hohe Zahlungsbereitschaft sowohl für den agrarökologischen als auch für den soziokulturellen Nutzen liefert wichtige Botschaften für die AkteurInnen in der Lebensmittelkette und für die politischen EntscheidungsträgerInnen über die zukünftige Ausrichtung der wirtschaftlichen Ressourcen innerhalb der Agrarumweltprogramme. Diese Studie zeigte, dass die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen der Anbaudiversifizierung etwas höher eingeschätzt wurden als die direkten Auswirkungen der Diversifizierung auf Feldebene. Insbesondere die verbesserte Aufrechterhaltung der heimischen Lebensmittelproduktion und -verarbeitung, die reduzierten Nährstoffabflüsse aus der Landwirtschaft, die Aufrechterhaltung der Esskultur und -tradition sowie die verbesserte Kohlenstoffbilanz der Landwirtschaft und die Anzahl der Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten wurden hoch bewertet.

Die Effektivität von agrarökologischen Systemen muss weiter entwickelt werden, aber ein höherer Beitrag der VerbraucherInnen kann wahrscheinlich auch den zukünftigen Übergang zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion finanzieren. Die Ergebnisse zur Bewertung verschiedener Ökosystemleistungen helfen verschiedenen AkteurInnen der Lebensmittelkette oder politischen EntscheidungsträgerInnen, die am meisten geschätzten Folgen hervorzuheben und die entsprechenden Argumente zu nutzen, wenn sie z.B. den Einsatz öffentlicher Ausgaben motivieren.

Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass 21% der VerbraucherInnen nicht bereit waren, etwas zu zahlen, um vielfältigere Anbausysteme zu unterstützen. Vielmehr wurden traditionelle, auf Ökologie basierende Argumente verwendet, um z.B. ökologische und Low-Input-Landwirtschaft zu fördern. Die Auswirkungen auf die Kohlenstoffbindung und eine widerstandsfähigere Lebensmittelproduktion mit positiven Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im ländlichen Raum und die lokale Lebensmittelkultur wurden weniger betont. Die Verwendung einer größeren Auswahl an Argumenten würde helfen, eine größere Bandbreite an Verbrauchertypen zu erreichen.

Das Diverfarming-Projekt strebt einen Paradigmenwechsel in der europäischen Landwirtschaft hin zu einer ökologisch und ökonomisch nachhaltigeren Landwirtschaft durch Anbaudiversifizierung und die Reduzierung von Betriebsmitteln an.  

Diverfarming is a project financed by the Horizon 2020 Programme of the European Commission, within the challenge of “Food Security, Sustainable Agriculture and Forestry, Marine, Maritime and Inland Water Research and the Bioeconomy”, under agreement 728003. It counts on the participation of the Universities of Cartagena and Córdoba (Spain), Tuscia (Italy), Exeter and Portsmouth (United Kingdom), Wageningen (Netherlands), Trier (Germany), Pecs (Hungary) and ETH Zurich (Switzerland), the research centres Consiglio per la ricerca in agricoltura e l'analisi dell'economia agraria (Italy), the Consejo Superior de Investigaciones Científicas (Spain) and the Natural Resources Institute LUKE (Finland), the agrarian organisation ASAJA, and the companies Casalasco and Barilla (Italy), Arento, LogísticaDFM and Industrias David (Spain), Nieuw Bromo Van Tilburg and Ekoboerdeij de Lingehof (Netherlands), Weingut Dr. Frey (Germany), Nedel-Market KFT and Gere (Hungary) and Paavolan Kotijuustola and Polven Juustola (Finland).

 

Latvala, T., Regina, K., Lehtonen, H. (2021) Evaluating Non-Market Values of Agroecological and Socio-Cultural Benefits of Diversified Cropping Systems. Environmental Management https://doi.org/10.1007/s00267-021-01437-2